Zum Geleit:
"Man muss den Dingen die eigene, stille, ungestörte Entwicklung lassen, die tief von innen kommt und durch nichts gedrängt oder beschleunigt werden kann; alles ist austragen - und dann gebären....
Reifen wie ein Baum, der seine Säfte nicht drängt und getrost in den Stürmen des Frühlings steht, ohne Angst, dass dahinter kein Sommer kommen könnte. Er kommt doch!
Man muss Geduld haben, gegen alles Ungelöste im Herzen und versuchen, die Fragen selbst lieb zu haben, wie verschlossene Stuben und wie Bücher, die in einer sehr fremden Sprache geschrieben sind. Es handelt sich darum alles zu leben. Leben Sie jetzt die Fragen. Vielleicht leben Sie dann allmählich, ohne es zu merken, eines fremden Tages in die Antwort hinein".
Rainer Maria Rilke
Wegbegleitung:
"In geschäftigen Zeiten still werden, der Stille lauschen, bis du die Botschaft hörst, die Sprache verstehst, die dich zum Leben ruft - nur wer sich wahrnimmt, kann sich wandeln."
Sabine Naegeli
Zu guter Letzt:
Mit einer draufgängerischen Seele
"Wenn wir die Tür nach einem vergangenen Tag, nach einem dunklen Monat und einem unverständlichen Jahr zufallen lassen könnten, ohne Verkrampfung und ohne Verzweiflung, wenn wir von uns selbst nicht mehr erwarten würden, alles entgültig und richtig und bestens zu bewältigen, sondern in unseren Fehlern unser Menschsein bejahen, wenn wir die Schönheit der Umwege und den tiefsten Sinn des Verlorengehens mit unserem Wesen begreifen könnten, wenn wir jedes Ende als einen Anfang verstehen könnten und nicht als einen Weltuntergang, wir wären Pfeile, die schon im Flug ihr Ziel in sich spüren, wir wären Blumen, die sich von Ihrer Entfaltung nicht abhalten lassen würden. Wir würde leben, nicht nur in Raten, als bezahlten wir eine heimliche Schuld, nicht nur verhalten und scheu, sondern mit aufgekrempelten Ärmeln, mit einer draufgängerischen Seele und einem offenen Geist und der nächste Tag und das nächste Jahr wären weniger eine Probe, als eine Feier des ungeahnten, unglaublichen und einzigartigen Lebens".
Ulrich Schaffer